Dendrobium derryi oder groeneveldtii ?

Anlässlich einer Einladung zu einer Artenschutzkonferenz zur Asiatisch-Pazifischen Orchideenkonferenz in Bangkok im März 2016 erhielt ich von einem thailändischen Orchideenhändler eine Nachzucht von Dendrobium hughii, die eigentlich aus Borneo kommt, seht dünne Triebe hat und reinweiße Blüten.

Wie das so ist, ich war skeptisch, kaufte das Pflänzchen aber trotzdem. Der Habitus kam mir allerdings verdächtig vor. Inzwischen ist die Pflanze etabliert und hat jetzt erstmals geblüht.

Die Überraschung war groß, denn klar es war nicht Dendrobium hughii aber Dendrobium derryi, die auf dem Titel des  Buchs “The Dendrobiums” von Howard Wood abgebildet ist (dieses Werk habe ich damals für H. Wood herausgegeben und den Fotoatlas gestaltet).

Die Pflanze wurde 1907 von Ridley nach dem Direktor des botanischen Gartens in Singapur im Jahr 1900 benannt. Sie kommt auf Borneo, Sumatra und auf der Halbinsel Malaysia in Höhen zwischen 500 und 1700m Höhe vor, z.B. in Bergwäldern auf Sandstein. Die Triebe sind ca. 15 cm lang, die Blüten haben einen Durchmesser von 2,3 cm.

Dendrobium derryi
Dendrobium derryi

Kultur hell, temperiert, kleiner Topf mit Rindensubstrat.  Eventuell trägt sie den Namen D. groeneveldtii oder auch D. viridipetalum. Diese Pflanzengruppe ist nicht ausreichend erforscht und unterscheidbar beschrieben.

Lepanthes gargoyla

Lepanthes gargoyla stammt aus Nebelwäldern in Ecuador und wurde 1988 von Luer & Hirtz für Höhenlagen von 1300m beschrieben. Angeblich kann die Pflanze warm bis kalt kultiviert werden. Ich halte meine Pflanze temperiert auf einem völlig bemoosten Gießtopf. Sie hat die Eigenschaft an einem Blütenstiel auf dem Blatt nacheinander, mehrfach im Jahr Blüten zu entwickeln. So auch jetzt, was ziemlich ungewöhnlich ist, weil ja jetzt bekanntermaßen das Licht eher fehlt. Ihre Blätter stehen an dünnen Blattstielen und sind rötlich-braun gefärbt, die Blattoberfläche ist rau, sodass auch im nichtblühenden Zustand ein interessanter “Blattpflanzenhingucker”  im Kulturraum steht. Düngung über den Gießtopfinhalt mit ungefähr 400 Mikrosiemens. Gargoylen sind landläufig steinerne Wasserspeier und in der Mythologie Nachfahren großer Reptilien, die einst den Menschen das Bauen steinerner Behausungen erlauben mussten.

Lepanthes gargoyla
Lepanthes gargoyla

Coelogyne nitida mit ungewöhnlicher Blütezeit

In der Gattung Coelogyne gibt es eine Gruppe von Pflanzen, die der Sektion Ocellatae angehören und die schwer auseinander zu halten sind. Die Pseudobulben sind mehr oder weniger kugelig, hellgrün und stehen dicht zusammen. entweder mit einem oder mit zwei  Blättern, die bis 25 cm lang sein sollen (bei mir kürzer) und ungefähr 3 cm breit sind. Der Blütenstand ist protheranth, das bedeutet er erscheint vor den Blättern aus dem Neutrieb und er hat 3-6 Blüten, die im Durchmesser 4 cm erreichen, weiß sind mit 4 gelben Flecken auf den Seitenlappen und zwei gelben Scheiben mit rotem Rand auf dem Mittellappen. Normalerweise blüht die Art Mai bis Juni. Sie hat wegen des schönen, hellen Spätsommers nochmal geblüht.

Die Art stammt aus Nepal, Bhutan, Burma, Yunnan Laos, Thailand. Sie wurde 1828 von Lindley beschrieben. Sie kommt in Bergregenwäldern bis 2600m Höhe vor.

Coelogyne nitida
Coelogyne nitida

Sie steht  im Topf, hell, ist  leicht zu pflegen  und verträgt während des Wachstums Dünger. Ich kultiviere sie kühl oder temperiert und mit viel Licht.

 

Stenoglottis fimbriata oder longifolia ?

Vor vielen Jahren hat mir ein Orchideenfreund diese dankbare Erdorchidee aus Afrika geschenkt. Sie steht in einem Erdorchideengemisch mit etwas mehr Humusanteilen. Ich vermute sie verzeiht Kulturfehler. Ich habe sie kühl und feucht. Sie blüht im Herbst mit sehr langen Rispen, die nacheinander von unten nach oben aufblühen. Nach der Blüte erscheinen aus dem Boden die neuen Blattrosetten. Die alten sterben mit bzw. nach der Blüte ab. Die Art Stenoglottis longifolia wurde von Hooker 1891 beschrieben, wahrscheinlich ist die Art ohnehin als Synonym zu Stenoglottis fimbriata, die von Lindley 1837 für Gabun und Südafrika beschreiben wurde,   anzusehen.

Stenoglottis longifolia
Stenoglottis longifolia

Vanda Roberts Delight

Vor vielen Jahren erhielt ich einen kleinen Sämling einer Vandahybride, die zwar einen Namen (Roberts Delight)  trug, aber da es offenbar ein Sämling war, hatte ich keine Vorstellung über ihre mögliche Blütenfarbe.

Robert ist der Vorname von Robert(Bob) Fuchs er betreibt in Florida eine Orchideengärtnerei. Schon 1984 anlässlich der ersten Weltorchideenkonferenz in Miami hatte ich seine Vanda-Orchideen bewundertund mir auf den Rückflug mitten im Winter sogar zwei Pflanzen mitgenommen, die aufgrund der Kälte auf Flughäfen und anschließend im Zug prompt eingingen. Auf der Orchideenkonferenz 2008 in Miami habe ich wieder vor seinen Vandeen gestanden. Inzwischen gibt es diese Orchideen in vielen Gärtnereien in Deutschland, z.B. in Schwerte. Sie sind oft ohne Substrat in Holz-oder Plastikkörbchen montiert; regelmäßiges Ansprühen mit leichter Düngerlösung und nicht zu kühle Kultur sowie viel Licht sind ihre Ansprüche.

Vanda Roberts Delight
Vanda Roberts Delight

Die Pflanze, die ich besitze, steht mit grobem Substrat in einem Tontopf. Nach fast 10 Jahren hat sie das erste Mal geblüht. Aber das Warten hat sich gelohnt. Roberts Delight, also Roberts Freude ist jetzt auch meine Freude.

Dryadella simula auch fast ein Dauerblüher

Vor vielen Jahren hat mir ein Orchideenfreund diese kleinwüchsige Pflanze mit ihren lanzettligen Blätter geschenkt. Sie steht in einem kleinen Gittertopf relativ dunkel auf dem Gewächshaustisch und wird ständig feucht gehalten. Die kleinen Blüten erscheinen in unregelmäßigen Abständen das ganze Jahr über.

Diese Orchidee wurde von Luer 1978 für Ekuador, Kolumbien und Peru beschrieben, wo ist im unteren Wolkenregenwald (also sehr feucht) in Höhenlagen zwischen 2000 und 3000 m vorkommt.

Dryadella simula
Dryadella simula

Sie lässt sich durch mehrtriebige Blattbüschel gut vermehren.

Wie wachsen Dendrobium cuthbertsonii in der Natur? Standortaufnahmen

Bei unserer Exkursion zu den Standorten der Dendrobium cuthbertsonii in Papua Neuguinea konnten wir auf der Tari Gap und am Mt. Hagen sehen wie diese Orchideen in der Natur wachsen.

D. cuthbertsonii auf Baumfarn
D. cuthbertsonii auf Baumfarn

Die Regenwaldbäume (Nothofagus)  auf deren Zweigen diese Orchideen vorkommen sind dicht mit Moos und Flechten bewachsen, trotzdem werden die kleinen Orchideenbüschel nicht vom Moos überwachsen. Die Pflanzen treten nur an Stellen im Wald auf, die ausreichend Licht erhalten bzw. am Waldrand.

D. cuthbertsonii auf Nothofagus
D. cuthbertsonii auf Nothofagus

Es kommt vor, dass die Pflanzen auch vertikal an relativ hohen Baumfarnen wachsen, allerdings auch hier in einer Moosschicht. Die Standorte werden durch hereinziehende Wolken und tägliche Niederschläge immer völlig nass.

Typischer Standort von D. cuthbertsonii
Typischer Standort von D. cuthbertsonii

Am Morgen herrschen Temperaturen von unter 10°C während des Tages bei Sonneneinstrahlung teilweise über 30°C.  Die Ernährung der Pflanzen scheint sehr gering aber es verfangen sich offenbar absterbende Blätter in Abzweigungen oder an aufsitzenden Farnen, welche dann durch Zersetzung geringe Nährstoffmengen freisetzen.

D. cuthbertsonii vergesellschaftet mit Moos und Flechten
D. cuthbertsonii vergesellschaftet mit Moos und Flechten

Die Pflanzen sehen bis auf Frassspuren alle sehr gesund aus. Aber es besteht wohl im Moment das Problem, es scheint keine keimfähigen Samenkapseln zu geben. Denn es gibt keine nennenswerten Jungpflanzen. Dies wurde uns auch von einheimischen Sammlern bestätigt.

Dendrobium cuthbertsonii Suche auf der Tari Gap in Papua Neuguinea

Nach einem Tag Aufenthalt in Port Moresby trafen wir, Andreas und Karl, mit den Australiern zusammen, um dann am nächsten Morgen nach Tari ins Hochland von Papua Neuguinea zu fliegen. Tari befindet sich im südlichen Hochland von PNG in ungefähr 2100 m Höhe. Dort lebten bzw. leben traditionell die Huli. Wir konnten an einer Hulizeremonie teilnehmen.

Huli im Gebiet Tari Gap
Huli im Gebiet Tari Gap
Grasland und Restwälder Tari 2400m Höhe
Grasland und Restwälder Tari 2400m Höhe

Aber eigentlich ist die Ambua Lodge und die Besichtigung der Hochlandgrasflächen bzw. der Restwälder der eigentliche Höhepunkt einer Papua Neuguinea Reise, dachten wir jedenfalls.

Die Ambua Lodge ist beeindruckend, das Essen dort einfach aber gut. Wir fühlten uns wohl. Obwohl, ehrlicherweise muss man sagen diese Unterkunft lebt von vergangenem Ruhm und ist absolut überteuert. Aber offenbar zahlen die Birdwatcher jeden Preis. Birdwatcher scheinen auch die Hauptinteressenten zu sein. Orchideenleute eher selten, nur alle paar Jahre einmal. So wie wir dieses Mal.

Dendrobium subclausum
Dendrobium subclausum

Groß war unsere Enttäuschung als wir in den Wäldern um die Lodge gar keine Dendrobium cuthbertsonii fanden, aber D. vexillarius. Am nächsten Tag fuhren wir auf ungefähr 2400m Höhe und fanden am Straßenrand auf Bäumen rosa und rote D. cuthbertsonii. So könnte es weiter gehen. Und so ging es auch weiter allerdings sind die Pflanzen auch im Wald eher selten. Dafür fanden wir aber D. sulphureum, D, subclausum, D. theionanthum.

Dendrobium theionanthum
Dendrobium theionanthum

 

Auf den Grasflächen und auf den Einzel stehenden Baumfarnen wuchsen leider keine Orchideen, weil Einheimische diese Flächen regelmäßig anzünden.

Dendrobium cuthbertsonii rot
Dendrobium cuthbertsonii rot

Und wichtig: Wir fanden auch in den Wäldern keine D. cuthbertsonii Jungpflanzen, weil offenbar keine Samenkapseln ausreifen. Die Kapseln, die wir fanden,waren von Insektenmaden befallen, sodass wahrscheinlich keine Kapseln mehr ausreifen. Es scheint so zu sein, dass dieses Schadinsekt mittels Orchideenimporten aus Thailand eingeführt wurde.

Dendrobium cuthbertsonii rosa
Dendrobium cuthbertsonii rosa

Dendrobium multilineatum

Dendrobium multilineatum stammt aus ca. 2000 m Höhe in Laos und Vietnam und wird nicht so häufig kultiviert, vermutlich weil das Eingewöhnen der Importpflanzen nicht einfach ist. Sie wurde 1933 von Kerr für die Sektion Formosas beschrieben und ist damit ein Schwarzhaar Dendrobium. Das könnte eine Erklärung für die Kulturschwierigkeiten sein, denn diese Pflanzen neigen zum Ausfaulen der Neutriebe. Ich kultiviere die Pflanze in reinem Sphagnum und jetzt nach ca. 1,5 Jahren hat sie Wurzeln und Neutriebe und wie hier zu sehen sie blüht. Der Name multilineatum bezieht sich auf die roten Streifen der Lippe.

Dendrobium multilineatum
Dendrobium multilineatum

Dendrobium moschatum mit großen bunten Blüten

Bei der Suche nach für die Kultur geeigneten Pflanzen kann es passieren, dass man sich  bezüglich der Größe der Pflanze und dem beanspruchten Platz manchmal ein Eigentor schießt. Denn viele Dendrobiumpflanzen besonders der Monsungebiete erreichen stattliche Größen. So ist dies auch bei der jetzt wieder einmal blühenden Dendrobium moschatum. Sie ist sehr weit verbreitet im westlichen und östlichen Himalaya, in Thailand, auf Hainan (China), Laos und Vietnam z.B.. Das Vorkommen liegt in Höhen zwischen 300 bis 2000 m. Die Pflanzen haben deutlich über 1m lange Triebe. Die Infloreszenzen tragen drei bis 10 große Blüten, die als Besonderheit als Lippenformation einen Schuh ausgebildet haben. Sie duften nach Moschus und halten leider nur ca. 1 Woche. Die Pflanze wurde schon 1805 von Schwartz beschrieben. Ich kultiviere eine aufgebundene Pflanze und eine getopfte, beiden wachsen langsam aber gut und blühen dafür selten. Sie bilden stattdessen an den alten blattlosen Trieben sog. Keikis (Ableger). Optisch sind die alten aber lebenden Triebe dieser Pflanze eher gewöhnungsbedürftig, sodass nur echte Dendrobium Freaks wie ich so etwas kultivieren zumal die Blütezeit ja extrem kurz ist.

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